Interview

M3E Team

Apr 20, 2023 · 11 min read

“Alle müssen profitieren, keiner braucht Elfenbeintürme!” – ein Gespräch mit Dr. Christian Milan, CEO und Gründer der M3E Group

Wir treffen uns anlässlich des vierjährigen Bestehens von M3E an einem sonnigen, frühlingshaften Samstagmorgen im Berliner Büro in der Torstraße mit Christian Milan, dem CEO und Gründer der M3E Group. Bei einem Kaffee sprechen wir mit ihm im gemütlichen Essbereich über Emissionen, E-Mobilität, über seine Motivation und E-Mission – und damit eng verbunden natürlich über M3E.

Interviewer: Hallo Christian, zunächst einmal einen herzlichen Glückwunsch! Vier Jahre M3E! Das ist großartig!

Herzlichen Dank, ja, das ist wirklich unglaublich! Die Zeit rennt ungemein und ich kann es kaum glauben, aber ich bin natürlich sehr stolz!


Generell schön, dass es geklappt hat und wir uns hier zusammenfinden können – Du bist ja gerade schwer beschäftigt und wir wissen es deshalb sehr zu schätzen! Wir möchten Dir hier natürlich auch herzlich zum frischen Nachwuchs gratulieren!

Oh, vielen Dank, das ist wirklich sehr nett (lächelt)! Ja, die Beschäftigung ist im Moment anderer Art, aber natürlich mindestens genauso intensiv und gewinnbringend.

Die drückende Emissionslast im Verkehr war augenöffnend

Das glauben wir gern! Dann starten wir gleich einmal mit der wichtigsten Frage, sprich, wie Du überhaupt auf die Idee gekommen bist, ein Start-up im Bereich nachhaltige bzw. neue Mobilität mit Fokus auf Elektromobilität zu gründen?

Auch das hatte mit meinem Nachwuchs zu tun. Als ich vor einigen Jahren mit meinem damals dreijährigen Sohn zu Fuß auf einer sehr befahrenen Straße Berlins unterwegs war, ist mir die drückende Emissionslast unseres momentanen Verkehrs schlagartig ins Auge gesprungen – und zwar im wahrsten Sinne des Wortes: Die vielen Abgase genau auf Gesichtshöhe meines Kindes wirkten in diesem Moment als endgültiger Augenöffner, der mir die ja schon seit Jahren bekannte Problematik anhand des persönlichen Rahmens ins Bewusstsein rückte. Letztendlich führte dieses Ereignis also zur Idee und damit zu M3E.

Ein sehr schönes Bild: Dein Sohn als anwesende Zukunft und der Verbrennerverkehr als anwesende Vergangenheit…

(Unterbricht) Vielleicht eine schöne Metapher, aber darüber hinaus ist an der Szene nichts Schönes zu finden. Die Entscheidung für nachhaltige Mobilität ist generell eine Entscheidung für die Zukunft, für unsere Kinder und alle nachkommenden Generationen. Und das weltweit! Es steht außer Frage, dass sie absolut notwendig ist. Die Elektromobilität bietet dabei momentan die besten Voraussetzungen für eine saubere Mobilität, die den Verkehr von einer Belastung für uns und das Klima zu einem ausschließlichen Werkzeug für uns alle machen kann.

Der persönliche Rahmen wirkt ja generell oft bei Problematiken, die zunächst schwer zu fassen oder sehr abstrakt sind, als Katalysator: Menschen fangen an, sich zu engagieren und werden aktiv, sobald es sie selbst betrifft oder es ihnen bewusst wird. Du bringst darüber hinaus aber noch andere Qualitäten und Fertigkeiten mit. Welche sind das?

Ich habe Energie- und Umweltmanagement an der Uni Flensburg studiert. Nach meinem Diplom habe ich dann an der Uni Aalborg in Dänemark und am Berkeley Lab in den USA im Bereich Erneuerbare Energietechnik promoviert. Die Entscheidung war demnach naheliegend.

Aber noch einmal grundsätzlich: Die Problematik betrifft nicht nur uns als “Städter”, weil aufgrund der Verkehrsdichte die Luftverschmutzung sehr hoch sein mag. Sie betrifft uns alle und geht über schlechte Luft weit hinaus: Wenn wir es nicht schaffen, die in Paris formulierten Klimaziele umzusetzen, dann haben wir alle ein Problem und werden eine Zukunft erleben, die nicht mehr lebenswert sein wird! Das sollte uns allen als kleinster Nenner bewusst sein und es ist ja auch seit einigen Jahren schon durch unübersehbare klimatische Veränderungen in den persönlichen Fokus eines jeden von uns gerückt.

Die Umstellung des Verkehrs auf Elektromobilität stellt uns vor völlig neue Herausforderungen

Was trägt M3E zur Umsetzung der Klimaziele bei?

Nun, wir arbeiten aktiv an der Mobilitätswende mit und das nicht nur in Deutschland, sondern auch in vielen anderen europäischen Ländern – Tendenz steigend. Konkret bieten wir mit unseren Services und Produkten verschiedene Beratungs- und Umsetzungs-Leistungen an, die die Mobilitätswende stark beschleunigen.

Wie haben wir uns das genau vorzustellen?

Die Umstellung des Verkehrs von Verbrennungsmotoren auf Elektromobilität stellt uns vor völlig neue Herausforderungen. In Veränderungsprozessen lösen sich natürlich generell immer alte Sicherheiten auf und es entsteht vielerorts Unsicherheit. Diese diffuse Unsicherheit manifestiert sich dann aber ganz konkret bei ganz verschiedenen Akteuren in ganz verschiedenen Bereichen. M3E schafft exakt hier mit maßgeschneiderten Lösungen Abhilfe: Von der Wirtschaftlichkeit einzelner Maßnahmen und der Ladeinfrastruktur bei Privatkund:innen über die richtigen Strategien und Umsetzungen bei Großkund:innen sowie Elektromobilitätskonzepte bei Kommunen bis hin zur THG-Quoten-Vermarktung für alle Kund:innengruppen und vieles mehr – Expertenwissen ist in allen Bereichen essentiell und muss schnellstmöglich angewandt werden: Alle müssen profitieren, keiner braucht Elfenbeintürme!


Das klingt nach einer Mammutaufgabe…

Ja, in der Tat! Man ist über ein Jahrhundert Verbrenner gefahren, man hatte also viel Zeit zur Optimierung und praktisch alle sind heute daran gewöhnt. Bei der Elektromobilität hingegen muss jetzt alles sehr schnell gehen, das generiert zusätzliche Unsicherheit. Meiner Meinung nach sind neben den technologischen Voraussetzungen und der Bezahlbarkeit die Erwartungen an die Zukunft der Schlüssel. Möchte man die schon angesprochene lebenswerte Zukunft und richtet man sein Handeln an ihr aus – haben diese Erwartungen also einen Einfluss auf das gegenwärtige Verhalten –, dann wird diese Zukunft zu einem großen Teil ein Produkt ebenjenes Handelns sein. So gesehen ist jede:r Einzelne sofort gefragt und kann sofort vieles erreichen  – niemand muss auf die Politik und ihre Vorgaben warten! Beim Umdenken und bei der Transformation der Erwartungen in konkretes Handeln helfen wir im Bereich Elektromobilität allen, die unsere Hilfe wollen, sehr gerne weiter!

Was treibt Dich bei der tagtäglichen Begegnung dieser Herausforderungen an?

Na ja, zunächst einmal dieser Kaffee hier (lacht). Nein, ich begreife die Herausforderungen weniger als solche, sondern vielmehr als Chance! Als Chance, meinen Beitrag bei der Schaffung der lebenswerten Zukunft zu leisten, aber auch als Chance, ein erfolgreiches Unternehmen zu führen und stetig zu vergrößern, als Chance, mit tollen Menschen zusammenzuarbeiten und diese u.a. hier bei M3E in meinem Team zu haben… Man kann das beliebig fortführen. Entscheidend ist das richtige Mindset.

Digitale All-in-One-Tools machen den Umstieg auf E-Mobilität einfach und zugänglich

Worauf bist Du im Hinblick auf M3E besonders stolz?

Auf dreierlei. An allererster Stelle natürlich auf das gesamte M3E-Team, das jeden Tag tolle Arbeit leistet und ohne das der Erfolg natürlich nicht möglich wäre! Eng damit verbunden bin ich besonders auf unser organisches Wachstum stolz: Wir haben uns das alles selbst aufgebaut, sind vollständig unabhängig und profitabel! M3E wächst stetig und entwickelt sich ständig weiter. Wir richten unser Augenmerk kontinuierlich –  das bringt mich zum dritten Punkt – auf die Bedürfnisse und den Wandel der E-Mobilitätsbranche und haben so sehr früh das Potenzial von E-Service-Tools mit universellem Ansatz erkannt und angewandt. Mit unserer europäischen Fördermitteldatenbank haben wir es bereits geschafft und mit unserem neuen All-in-One-Tool, M3(E)-Solutions, werden wir sicherlich einen branchenweiten Akzent setzen können. Ein “Ökosystem” im weiteren Sinne liefern wir damit aber nicht…

Wie meinst Du das?

Nun, es wird viel vom “Ökosystem Elektromobilität” gesprochen. Der Begriff ist zwar ökonomisch gedacht auch für M3(E)-Solutions sinnvoll – es bringt für die Kund:innen ganz verschiedene Akteure mit ganz unterschiedlichen Kompetenzen für eine universelle E-Lösung zusammen. Letztendlich möchte ich den Begriff aber in seinem ursprünglichen Sinn anwenden und damit die Grenzen verschieben: Der Verkehrssektor als Ganzes ist das Ökosystem und wir bei M3E schaffen der Elektromobilität die besten Voraussetzungen, in ihm schnellstmöglich die dominante Spezies zu werden. Dafür ist es natürlich unerlässlich, vielerorts verändernd in das Ökosystem einzugreifen – man denke etwa an Ladeinfrastruktur –, aber die Elektromobilität allein als Ökosystem zu sehen, ist mir zu klein gedacht. Wir brauchen größere Ansätze, die das Problem besser durchdringen und auch andere alternative Antriebsarten mit einbeziehen können, die zu einer rundum durchdachten nachhaltigen Mobilität natürlich ebenso beitragen werden und müssen. Das weitläufige Ziel besteht also in der Transformation des Ökosystems Verkehr hin zu einem nachhaltigen Ökosystem. Im Moment helfen wir zunächst einmal einerseits dabei, die Elektromobilität fit für den Verkehrsdschungel zu machen, andererseits passen wir den Verkehrsdschungel aber an die Elektromobilität an. Und dafür wird M3(E)-Solutions ein geeignetes Werkzeug sein!

Der M3E-Mythos?

Das hört sich gut an, wir sind gespannt! Eine letzte Frage, die uns schon lange beschäftigt, haben wir noch: Wofür steht eigentlich die Abkürzung “M3E”?

Eine gute Frage (lacht). Darum ranken sich nun seit vier Jahren schon viele Mythen, die ich mit einer exakten Aufschlüsselung nicht zerstören will…


Solange sie alle Held:innen beinhalten und die Guten am Ende gewinnen, ist das vielleicht auch besser so… Vielen Dank für das Gespräch und auf viele weitere Jahre M3E!

Da bin ich äußerst zuversichtlich! Ich danke!